bE(e)-nen

schon zu neujahr habe ich den entschluss gefasst, das spektrum des reafood blogs um themen zu erweitern, die jenseits von geschmack, ästhetik und rezepten liegen und einen breiteren blickwinkel zu ernährung und nähren im allgemeinen bieten.

jetzt hat mein vorhaben noch ein wenig reifen wollen, doch nun ist die zeit gekommen und die richtigen sterne stehen am himmel.

 

 

ich widme mich heute einem dramatischen thema, dem der bienen.
vielleicht weil die bienen so klein sind, vielleicht auch, weil wir menschen einfach so beschäftigt sind, unsere ziele zu verfolgen und in unserer welt zu (über)leben oder sich einfach nur zurechtzufinden, scheint es nur wenige zu bewegen.

aber die bienen sterben – und die zahlen sind beängstigend hoch.

28% der bienen sind in österreich in diesem winter umgekommen. an manchen orten mehr, an anderen weniger.
mir fällt es auf im garten, es ist sehr still geworden in diesem frühling. kein lautes summen um die blühenden obstbäume, auch das wiesenschaumkraut wird nur vereinzelt besucht – stille.
es würde uns wohl stärker auffallen, wenn die kühe tot auf den wiesen liegen …

doch mit dem sterben der bienen, nimmt auch die zahl der singvögel ab … in den niederlanden sind auch diese schon verstummt. der „stille frühling“…

ohne bienen fehlt uns aber nicht nur der wertvolle honig, sondern vor allem die überlebenswichtige bestäubung der der pflanzen, die vielfach von bienen erledigt wird. ohne bestäubung tragen unsere obstbäume keine äpfel, birnen, zwetschken, marillen und kirschen. auch die erdbeeren entwickeln zwar ihre weissen blüten, aber keine roten geschmackvollen früchte.
wir verlieren somit so viele wertvolle nahrungsmittel und müssen anstattdessen genetisch manipulierte, industriegefertigte speisen zu uns nehmen.

seit beinahe vier jahren habe ich mich als imkerin versucht. ich habe die kurse besucht und die konventionellen techniken gelernt. aber die gesamte zeit war ich begleitet von einem unbehagen.
es fühlte sich für mich nicht stimmig an, so mit den bienen umzugehen, so viel einfluss auf die stöcke zu nehmen und so viel „zu tun“. als konventioneller imker öffnet man die stöcke viele male, steckt da und dort wabenrahmen hinein oder verändert die anordnung. alles, ohne genau zu wissen, wie das bienenvolk genau organisiert ist.

mir war klar, dass ich dazu nicht ermächtigt und im stande bin, dass der organismus der bienen bei weitem komplexer und umfassender ist, als es mein verstand fassen kann. auch, dass die bienen – wie es bei pflanzen schon einem breiteren publikum bekannt ist – einflüsse der wirkkräfte von planeten und mond unterliegen. dazu mehr (die biene – haltung und pflege unter berücksichtigung kosmischer rythmen von matthias k thun)

am schlimmsten war die honigernte. wie kann man glauben, dass man bienen so grosse mengen ihres mühsam gesammelten, wertvollen honigs wegnehmen und durch zuckerwasser ersetzen kann?
ich fühlte mich so schlecht.
und das ist nur ein faktor der vielen, die die bienen belasten und ihr immunsystem zerstören.
es ist kein zufall, dass die bienenvölker schwach und anfällig werden für krankheiten, wie auch den allgegenwärtigen parasit, die varroamilbe.
diese wurde vor etwa 30 jahren aus dem asiatischen raum eingeschleppt.
zuckerwasser und ständiges eingreifen und walten der konventionellen imker, aber auch die stark abnehmende blütenpracht und verdrängung durch überbewirtschaftete monokulturen, überbeanspruchung und gefährliche cocktails an fungiziden und insektiziden sind schwächende faktoren.

die felder werden stark mit gülle gedüngt, da man diese auch entsorgen muss. wiesenblüten gedeihen jedoch auf mageren wiesen und werden immer weniger.
auch wird sehr häufig gemäht. viele insekten haben ihren lebensraum aber in welkenden pflanzen. dieser raum nimmt rasant ab.

auch die meisten gartenbesitzer haben die vorstellung eines englischen rasen, möglichst grün und ohne störende blüten. kaum gibt es ein paar sonnenstrahlen, laufen allerorts die rasenmäher und machen dem sonnengelben löwenzahn, dem zarten wiesenschaumkraut, dem blauen gundermann und dem bei bienen so beliebten klee den garaus.
nein, mein wiese steht nicht, weil ich nicht gerne rasen mähe, sondern für die bienen … und sie ist wunderschön, wie ein zauberwald.

 

 

auch wenn wir billige industrienahrung im supermarkt kaufen, stützen wir das system der zerstörung unserer lebensresourcen – schweine- und rindermast, milchseen und seelenlose gemüse und früchte.

was wir tun können …
jeder einzelne kann bewusst einkaufen, nach möglichkeit lokale und bioprodukte … oder lernen, selbst etwas anzubauen und zu versorgen – das ist zugleich auch eine sehr befriedigende sache.

wir müssen unsere rasen nicht mähen, zumindest nicht so häufig, und rasen düngen ist schlicht und einfach nicht notwendig. und wenn man sich erst einmal vom kulturell oktroierten bild des englischen rasens verabschiedet hat, kann man die würzigen wiesen voll mit wildkräuten und blüten lieb gewinnen.
wir können den bienen auch tränken anbieten, wo sie zugang zu sauberem wasser ohne dünger bekommen, ein tonuntersetzer oder sogar ein biotop.

und auch für die imker ist ein umdenken wichtig. wir menschen dürfen uns nicht so wichtig nehmen und müssen nicht so viel eingreifen. bienen besitzen als volk eine wunderbare intelligenz und organisation. bei einem vortrag von anton erlacher, leiter des vereines bienenschutzgarten, war ich sehr erleichtert. endlich jemand, der mir aus der seele spricht und für das überleben der bienen lebt.
auch hier ist hinschauen und mithilfe erwünscht.

 

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